Ist das Knochen oder kann das weg?


 Liebe Grüße aus

Australian Age of Dinosaurs Museum of National History, Winton, Queensland

Ist das Knochen oder kann das weg...

Von meiner Gastfamilie habe ich zu Weihnachten einen zehn-tägigen Kurs zum Dinosaurierknochen präparieren bekommen. Nachdem ich mich mit den Werkzeugen vertraut gemacht habe durfte ich and diesem Knochen arbeiten. Unter dem Stein versteckt sich ein zerbrochener Teil eines Rippenknochens. Der Knochen wurde zusammengeklebt, stabilisiert und dann in Kleinstarbeit vom Stein befreit.

Mein Arbeitsplatz...

Links ist der Rippenknochen zu sehen, rechts arbeite ich an einem noch nicht identifizierten Knochen. Zur Arbeitsausstattung gehören eine Schutzbrille (Staub, Dreck und kleine Steinsplitter fliegen einem hier ständig um die Ohren), Ohrenschützer und natürlich eine Lampe, die gleichzeitig als Vergrößerungsglas dient. Der Stein wird mit einem "micro jack" Schicht für Schicht entfernt, zwischendurch wird der Knochen mit einem Pinsel oder Luftdruckgerät von Staub befreit. Am Ende des Tages werden Stein und Knochen mit "paraloid" stabilisiert. Der gesamte Dreck wird zusammengefegt und aufgehoben. 

Der einzige Ort in Australien wo die Erde der Ausgrabungen untersucht wird...

Der gesammelte Dreck wird gewaschen und dann sortiert. Zuerst grob bei Hand und später unter einem Mikroskop. Dabei findet man die verschiedensten Dinge. Knochen von Kleintieren, Dinosaurierknochensplitter, Zähne,  Pflanzenmaterial, Mineralien, "moon rocks" und vieles mehr. Das ganze wird hier hauptsächlich von zwei Frauen betrieben, in ganz Australien sind sie die Einzigen die die Umgebung der gefundenen Knochen untersuchen

Nur was für wahre Puzzler...

Knochen findet man nicht am Stück, besonders nicht bei dem Boden in Winton. Der so gennannte "black soil" bricht immer wieder auf und ist in ständiger Bewegung. So gelangen viele Knochen, die tief im Boden versteckt sind irgendwann an die Oberfläche. Nur sehr selten findet man einen vollständigen Knochen. Bruchstücke wie diese müssen erst zusammen gepuzzlet werden. Dabei weiß man natürlich nie wie das Endergebnis aussieht. Die Stücke können auf jede erdenkliche art zusammengehören. Nicht nur die Oberfläche muss stimmen sondern auch das Innere. Oft fehlen verbindende Teile. Wer zusammengehörige Stücke findet markiert die Kanten damit sie richtig zusammengeklebt werden können. 


Mitten drin...

Die "prepper" hier sind alles Freiwillige. Der Arbeitsplatz befindet sich mitten im Museum. Mehrere Male am Tag kommen hier Besucher vorbei und schauen uns bei der Arbeit zu. Wer gerade Zeit und Lust hat sagt Hallo, erzählt ein bisschen was über die Knochen und beantwortet Fragen. An meinem ersten Tag war sogar ein Filmteam im Museum. 


Von der Ausgrabung ins Labor...

Wenn bein Ausgrabungen Knochen gefunden werden packt man sie in Alufolie. Die Oberfläche wird eingegipst und dann gräbt man großzügig drum herum, dreht das ganze auf den Kopf und dann wird das ganze wieder in Alufolie und gips verpackt. Die so gennannten "jackets" werden im Museum aufbewahrt und nach Lust und Laune geöffnet. Die "jackets" werden von der Unterseite geöffnet, damit der Knochen nicht beschädigt wird und man ihn mehrere Male mit "paraloid" stabilisieren kann bevor man ihn freilegt. So sieht ein gerade geöffneter "jacket" aus. Allein von dieser einen Ausgrabung gibt es 500 "jackets".

Die Suche nach dem Knochen...

Über mehrere Tage habe ich den Dreck sorgfältig entfernt und mich dem Knochen angenähert. Niemand weiß wo genau sich der Knochen in den "jackets" befindet, um was für einen Knochen es sich handelt, oder ob es überhaupt einen Knochen gibt. Bei diesem "jacket" konnte man den Knochen von Anfang an sehen und ungefähr schätzen wo er sich befindet. Der Dreck drumherum wird von Außen nach Innen entfernt, zuallerletzt arbeitet man sich vorsichtig zum Knochen vor. Dieser wird nicht direkt ganz freigelegt, zuerst lässt man eine großzügige Schicht Stein übrig und versucht die Form des darunterliegenden Knochens ausfindig zu machen. Dann wird das ganze wieder in Alufolie gepackt und umgedreht und das ganze Spiel beginnt von der anderen Seite. Bei diesem "jacket" wissen wir noch nicht um welchen Knochen es sich genau handelt.

Honorary Technician...

Nach meinen Zehn Tagen bin ich nun für ein Jahr ein "honorary technician". Das heißt, ich darf zu jeder Zeit zum Museum kommen und Knochen präparieren. Zum Abschluss gab es eine kleine Zeremonie. Zuerst wurde ich geprüft, fünf Fragen mussten beantwortet werden, dann wurde ich mit einem Emu Beinknochen zum "honorary technician" geschlagen und habe meine Urkunde und das Namenschild bekommen. Jetzt bin ich offiziell Teil des Teams. Da es immer noch regnet und wir nicht arbeiten können werde ich wohl noch eine Weile freiwillig im Museum Dinosaurierknochen präparieren. Zum Glück macht das großen Spaß und ist super spannend.


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